STATEMENT

RECYCLING

Kultur muss nicht unbedingt mit massivem Geldausgeben verbunden sein. Nichts gegen schicke Neubauten von Konzerthallen und Opernhäusern, aber es gibt auch eine Kultur, die bereits vorhanden ist, und die man im Sinne des Recyclings wiederverwerten kann. Das gilt auch für die Klaviere und Flügel, die überall anzutreffen sind.

Einst waren sie Statussymbol bürgerlicher Stuben und Salons, heute geraten sie zunehmend in Bedrängnis. Sie nehmen zuviel Platz ein und sind zu laut. Die Flexibilisierung der Arbeitszeit und das Homeoffice erschweren es zusätzlich, einen Kompromiss zu finden für Zeiten des Übens. Ein Klavier ist jedoch zu wertvoll, um es einfach zu entsorgen, und so kommt es, dass man man Klaviere an den seltsamsten Orten antrifft: im Büro, im Kinderzimmer, in der Turnhalle, im Lagerraum.

Dieser Umstand weckt unser Interesse. Wir suchen die weggestellten, vor sich hinträumenden Instrumente und spielen sie wach.

Die Kompositionen, zu denen wir mit einem Auftrag den Anstoss geben, sollen überall aufführbar sein, wo sich ein gestimmtes und einigermassen intaktes Klavier befindet

 

NEUE MUSIK

An der bürgerlichen Hausmusikkultur war bemerkenswert, dass man sich damals für neue Musik interessierte und die eben entstandenen vierhändigen Werke etwa von Schubert oder Brahms gespielt hat. Neue Werke für Orchester, selbst ganze Opern wurden im vierhändigen Klavierauszug vorgetragen. Diese Tradition möchten wir weiterführen.

Die Musik, die heute komponiert wird, ist stilistisch völlig unübersichtlich, desgleichen auch die Reaktionen des Publikums. Das ist eigentlich ein Vorteil. Wenn aber ganz unterschiedliche Musikwerke auf demselben Instrument vorgetragen werden, wird es möglich, diese Diversität dem Publikum auch hörbar zu machen. Dass dieses Instrument von zwei Spieler:innen bedient wird, ermöglicht auch vielfältige Formen des Zusammenspiels. Die Auftragskompositionen, die wir bisher erhalten haben, zeigen, dass es zwischen den Spielern mehr als nur die klassische Rollenverteilung in hohe und tiefe Tasten möglich ist.

 

GETEILTES INSTRUMENT

Dass zwei Spieler:innen sich ein Instrument teilen, ist in der abendländischen Musikkultur einmalig, das funktioniert nur auf dem Klavier. Räumliche Konflikte, die dabei entstehen, sind teils unvermeidlich, teils auch von den Komponist:innen bewusst einkomponiert.

Auch das Timing stellt die Partner vor Herausforderungen. Je langsamer das Tempo, desto heikler wird die zeitliche Koordination. Besonders boshaft gegenüber den Performern war in dieser Hinsicht Mozart: der Anfang der F-dur Sonate, wäre überhaupt kein Problem, wenn er von einem Spieler alleine vorgetragen würde, vierhändig gespielt ist es ein Spiessrutenlauf, ob alle Anschläge präzise zusammenkommen. Das hat der Opernkomponist Mozart natürlich bewusst so geschrieben, die Spanung zwischen den Spielern soll sich aufs Publikum übertragen. Kommen nach ein paar Takten die kleineren Notenwerte hinzu, ist es für alle eine Erlösung